Hermann Conradi                 Herbst

1862 – 1890

Der frischgedüngte Acker stinkt herüber;

Braunrotes Land nickt über die Stakete,

Die letzten Astern kümmern auf dem Beete –

Und täglich wird der Himmel trüb und trüber.

 

Aus der Spelunke jagte mich das Fieber

Und warf auf meine Backen grelle Röte.

Wie sie heut wieder brünstig küßte, flehte:

Ich möchte wiederkommen! Viel, viel lieber

 

Sei ihr die Nacht! ... Denn, wär’ der Tag zu Rüste,

Dann sprängen heißer all die süßen Lüste

Und süßer sei das Indenarmenliegen! ...

 

Der frischgedüngte Acker stinkt empörend, -

Doch ist sein Stunk nicht grade unbelehrend:

Nur wer das Leben überstinkt, wird siegen!

 

 

 

 

Hermann Conradi

1862 – 1890

Weh dem, der in des Zweifels tollem Wahne

Sich ganz und gar der Lüge hingegeben

Und Gott, den einzig Wahren Halt im Leben,

Hinwarf: er gleicht dem Kahn im Ozeane!

 

Sie nagt an ihm gleich gift’gem Schlangenzahne,

Sie macht ihn trunken, wie der Saft der Reben,

Sie hemmt den Flug, das gottentstammte Streben,

Sie glüht in ihm, wie Feuer im Vulkane.

 

Wohl dem, der weiß, daß über Sternen droben

Ein Vater wohnt, der Schöpfer aller Welten,

Der ihm auch nah in allen Lebensstunden.

 

Wie hitzig auch die Lügner ringsum toben,

Ihm wird der Name Gottes heilig gelten,

Des Herrn, in dem er Frieden hat gefunden.